Die ersten Schritte von Marco Caligiuri auf einem organisierten Spielfeld erfolgten auf dem Sandplatz des FC 08 Villingen, wo Jugendtrainer Rolf Weidenmann sofort die außergewöhnliche Balance des damals zehnjährigen Jungen bemerkte. Während andere Kinder noch mit den neuen Schienbeinschonern kämpften, wendete Marco schon das klassische Dreieckspiel an, das ihm sein Vater Giuseppe in etlichen Hinterhofpartien gezeigt hatte. Diese fußballerische Grundschule wurde zum Fundament für eine Karriere, die zwar nicht von internationalen Titeln, dafür aber von bemerkenswerter Konstanz geprägt war. Sein Wechsel ins Nachwuchsleistungszentrum des VfB Stuttgart 1999 bedeutete den Sprung in eine Welt, in der Talent täglich neu bewiesen werden musste. In der U19-Bundesliga avancierte er zum Taktgeber, setzte den Rhythmus, dem seine Mitspieler folgten, und beeindruckte Trainer Ralf Rangnick mit einer bodenständigen Arbeitseinstellung.
Als er 2003 seine ersten Minuten in der zweiten Mannschaft des VfB bekam, war die Liste der Konkurrenten lang: Mario Gómez, Sami Khedira, Andreas Hinkel – Namen, die wenige Jahre später auf Champions-League-Bühnen auftauchten. Caligiuri blieb gelassen, trainierte Extraschichten im Kraftraum und beobachtete stundenlang Videos von Andrea Pirlo, dessen Ruhe am Ball ihn faszinierte. Ein halbes Jahr später platzte sein Profidebüt: In einem Freundschaftsspiel gegen den FC Basel durfte er das VfB-Trikot überstreifen und spürte, wie die Anspannung in pure Freude umschlug, als er nach zwölf Minuten den ersten Laufweg in den Strafraum wagte.
Dass er trotz erkennbarer Begabung nicht dauerhaft in die erste Mannschaft drängte, lag weniger an fehlender Qualität als vielmehr an der nüchternen Erkenntnis, dass ein regelmäßiger Platz in der Startelf anderorts realistischer zu erreichen war. Der Wechsel zum MSV Duisburg 2005 bestätigte diese Strategie. Bei den Zebras, wie der Ruhrgebietsklub liebevoll genannt wird, entwickelte sich Caligiuri binnen Wochen zum Publikumsliebling. Seine Tacklings waren so fair wie kompromisslos, seine Flanken präzise und seine Interviews erfrischend ehrlich. 2007 zog es ihn weiter nach Mainz, wo er unter Jürgen Klopp zum Allrounder reifte, der sowohl die Acht als auch die Sechs spielen konnte. Klopp attestierte ihm damals eine beinahe »zenhafte« Spielintelligenz – ein Kompliment, das Marco bis heute mit leuchtenden Augen zitiert.
Die Rückkehr in den Süden zur SpVgg Greuther Fürth 2011 markierte den emotionalen Zenit seiner Laufbahn. Er führte das Team in die Bundesliga und erlebte den euphorischen Aufstieg ebenso wie den nachvollziehbaren Abstieg ein Jahr später. Doch statt Frust herrschte Aufbruchstimmung. Caligiuri, inzwischen Kapitän, schwor Mannschaft und Fans, gemeinsam zurückzukehren. Das gelang 2019 – eine Reise, die er »die verrückteste meines Lebens« nennt. Während andere Spieler nach Karriereende Distanz zum Sport suchen, bleibt Marco im Herzen des Spiels. Er absolviert Trainerlehrgänge, steht gelegentlich als Co-Kommentator am Mikrofon und initiiert Straßenfußballprojekte für benachteiligte Jugendliche in Franken.