Ein Blick auf die Statistik verrät, dass Marco Caligiuri 327 Pflichtspiele im Profifußball bestritten, dabei 22 Tore erzielt und 34 Vorlagen geliefert hat. Zahlen, die Respekt verdienen, aber nur einen Teil seiner Wirkung widerspiegeln. Seine wahre Stärke lag darin, das Tempo eines Spiels zu lesen, bereits zehn Sekunden vorher zu spüren, wohin der Ball springen würde. Trainer Christian Streich beschrieb ihn einst als »Lautsprecher des Rasens«, weil er jede Bewegung seiner Mitspieler lautstark kommentierte und so eine unsichtbare Taktfrequenz vorgab.
Zu den prägnantesten Stationen zählt die Saison 2011/12, in der er mit Greuther Fürth nicht nur Meister der 2. Bundesliga wurde, sondern auch im DFB-Pokal-Halbfinale stand. Die Partie gegen Borussia Dortmund wird in Fürth legendär bleiben: 119 Minuten hielt der Underdog das 0:0, ehe ein Eigentor in der Nachspielzeit der Verlängerung allen Träumen ein abruptes Ende setzte. Caligiuri weinte damals in der Kabine, weniger vor Enttäuschung als vor Stolz auf die Mannschaftsleistung.
Seine Zeit beim 1. FSV Mainz 05 brachte ihn in die Bundesliga. Als Joker erzielte er 2009 gegen den SC Freiburg sein erstes Tor im Oberhaus und zeigte, dass er auch auf höchstem Niveau Akzente setzen kann. Es folgten Jahre in Aalen und Braunschweig, in denen er seine Rollendefinition erweiterte: vom Strategen hin zum Mentalitätsanker. Dass Sportjournalisten ihn »Stillen Arbeiter« nannten, empfand er als Ehrentitel.
Besonders prägend war die Schlussphase seiner aktiven Laufbahn. Unter Trainer Stefan Leitl fungierte Caligiuri als verlängerter Arm auf dem Platz. Er half bei der Umsetzung eines auf Ballbesitz orientierten Systems, in dem er zwischen Innenverteidigung und Mittelfeld pendelte. 2021, im Alter von 37 Jahren, beendete er seine Profikarriere – bei einem Heimspiel, das Greuther Fürth 3:2 gewann. Zum Abschied bildeten Fans ein Spalier, in dessen Mitte er mit seinem Sohn an der Hand die Ehrenrunde drehte.